EinführungEine der wichtigsten Neuerungen zum Nutzen aller Anwender von kosmetischen Produkten ist die nunmehr geltende gesetzliche Regelung, daß alle Hersteller die Inhaltsstoffe eines jeden Produkts auf der Ver packung deklarieren müssen. Das traditionelle Auf tragen des Produkts auf dem Hand rücken mit anschließender Geruchsprobe und Testens der Streichfähigkeit und des Haut ge fühls führen zu keiner brauch baren Beurteilung der langfristigen Wirkung und Verträglichkeit eines Produkts. Sinnvoll ist dagegen die Analyse der Inhaltsstoffe, um die mittel- bis langfristigen Auswir kungen eines Produkts beurteilen zu können. Auch die Werbeaussagen in der Kosmetik lassen in der Regel keine f undierte Beurteilung eines Produk tes zu. Leider sind die Resul tate an der Haut nicht immer das, was die Werbung vorher versprochen hatte. Nicht nur der kritische End verbraucher, sondern auch Fach leute wie Kosmetiker(innen), Ärzte und Apotheker haben ein immer größeres Informations be dürf nis, um kosmetische Produkte hinsichtlich Verträglich - keit, Allergie gefähr dung und Wirkung zuverlässig beurteilen zu können. Denn bei richtiger Auswahl der Inhaltsstoffe sind mit einem kosmetischen Präparat hervorragende mittel- bis langfristige Wirkungen zu erzielen und was besonders wichtig ist, eine optimale Verträglichkeit zu erreichen. Da sich ein Pflegeprodukt nun einmal aus mehr oder weniger vielen Rohstoffen zusammensetzt, gelingt eine fundierte Analyse mit nach - folgender Beurteilung des Endpro dukts nur über eine Analyse und Beurteilung eines jeden Inhalts stoffs des jeweiligen kosmetischen Präparates. Da mittlerweile die Deklaration aller Inhaltsstoffe auf kosmetischen Präparaten Pflicht ist, wird man leicht anhand der Kenntnisse aus diesem Buch eine Beurteilung von Verträglichkeit, Allergie gefähr dung, Wirkung und einiger anderer später vorgestellter Kriterien vornehmen können. Bei der Zusammenstellung der Roh stoffe mußten wir uns wegen des riesigen Umfanges auf die Inhaltsstoffe beschränken, die am häufigsten in Deklarationen zu finden sind. Die Gesamtzahl an derzeit allein in Deutschland in Kosmetika verwendeten Roh stoffen kann nur geschätzt werden und liegt um etwa 10.000. Vom Kosmetikverband BDIH wurde die bisher umfangreichste Datenbank mit derzeit ca. 7.500 Einträgen erstellt mit Hinweisen auf Anwen dungs bereich und auf Lieferanten, jedoch ohne eine Bewertung der einzelnen Stoffe vorzunehmen. Pflanzliche Stoffe müssen nach den neuen Bestimmungen der Kosmetikverordnung in der botanischen Schreibweise auf lateinisch ange - geben werden, leider zum Nachteil für den Verbraucher. Was früher als „Avocado Oil“ oder „Jojoba Oil“ für jedermann verständlich war, hat sich jetzt zu „Oleum Perseae gratissimae“ und „Oleum Simmondsiae californicae“ aufgebläht. Beide Schreib weisen können auf Produkten noch angetroffen werden. Wir haben deshalb lateinische und eng - lische Begriffe aufgenommen. Die einzelnen Bewertungen beziehen sich immer auf den entsprechenden Einsatzbereich des jeweiligen Inhaltsstoffes. Wichtigstes Kriterium ist für jeden Rohstoff natürlich die Hautverträglichkeit, ein weiteres aber, wie gut er seine Funktion im kosmetischen Präparat erfüllt. Ein Gelbildner kann also durchaus hautverträglich sein, wenn er aber in seiner Funktion als Stabilisator von anderen ebenso hautverträglichen Gelbildnern übertroffen wird, bekommt er eine schlechtere Bewertung. Ein hautfreundlicher Feuchthalter, der die Haut schon nach 20 Minuten austrocken läßt, kann keine gute Note bekommen. Ebenso kann ein Emulgator nicht gut bewertet werden, der zwar hervorragend das Produkt stabilisiert und auch hautverträglich ist, aber den Neben effekt hat, den transepidermalen Wasserverlust mehr zu fördern, als bei der unbehandelten Haut zu erwarten gewesen wäre. Ein Effekt, der gar nicht so selten ist. Eine Stoffgruppe, die immer noch im Kreuzfeuer der Kritik steht, und zu Unrecht häufig negativ beurteilt wird, sind die PEG-Verbindungen, also polyethoxylierte Stoffe, die meist die Funktion von Emulga toren, Tensiden oder Lösungs vermittlern haben. Die häufigste Kritik sammelt sich um das Dioxan, welches aus dem Ausgangsstoff Ethylenoxid bei der Synthese als Nebenprodukt entstehen kann. Die Produktionsverfahren sind mittlerweile so weit modernisiert, daß die Dioxanbildung bei der PEG-Herstellung nicht mehr diskutiert werden muß. Aus diesem Grund die PEGs abzuwerten, ist aus gesundheitlicher Sicht unbegründet. Ebenso unsinnig sind die von manchen Autoren geschürten Ängste, Ethylen - oxid könnte nach der Synthese im fertigen Produkt noch ent halten sein. Die Polyethylen oxide selbst sind für den Körper ungiftig. Dies unterstreicht die Tat sache, daß PEGs auch häufig in Suppositorien und Tabletten eingesetzt werden, wo sie als Lösungs vermittler von Arzneistoffen gute Dienste leisten. Umweltrelevanz besteht keine, da die PEGs leicht abbaubar sind. Etwas schwerer fällt es bei den PPGs (Poly pro py - len glycole), sie werden nicht so schnell abgebaut wie PEG, führen aber ebenso wenig zu einer Umweltbelastung. |